Abfall – ein handlicher Guide

Schräge Sprachbilder und Vergleiche, traurige Meerestiere, Gift, toxische Männlichkeit, männerhassender Feminismus =D 

 

 

 

Dass Männer Abfall sind, ist ja gemeinhin bekannt. Aber Abfall ist nicht gleich Abfall. Deshalb biete ich euch hier ein kleines Handbuch, woran ihr welche Art von Abfall erkennt und wie mit diesem umgegangen werden kann.

Versuchsaufbau

Sage “Männer sind Abfall.” Beobachte die Reaktion des Mannes, zu dem du das sagtest, bzw. der Männer in deiner Umgebung.

Die Reaktion der Männer gibt dir einen Anhaltspunkt dafür, welche Art von Abfall du vor dir hast:

Altpapier

Wer es schafft, annehmend zu nicken und deine Sorgen, Frustration, Wut ernst nimmt, ist Altpapier. Altpapier ist nicht schädlich und nicht stinkig. Eventuell nervt es, wenn du es zu lang in deiner Wohnung liegen lässt. Altpapier solltest du also nicht in zu großen Mengen in deiner Nähe haben, wenn du glücklich sein willst.
Aus Altpapier kann etwas Gutes werden. Vielleicht wird es wiederverwertet und zu etwas Nützlichem. Mit Altpapier kannst du dich umgeben, aber es ist nicht deine Aufgabe, den Recyclingprozess allein in deiner Küche durchzuführen, damit aus ihm etwas Vernünftiges wird. Du musst nicht deine Freizeit in es investieren und unbezahlt arbeiten, während es chillt. Altpapier hat auch Eigenverantwortung und stellt sich dieser manchmal.
Bei Altpapier besteht allerdings die Gefahr, dass es irgendwann genug davon hat, dass du es nicht zu einem besseren, nützlichen Papier machst und zu einem rassistischen Flugblatt oder einer Ausgabe der Beef wird – also ist auch hier Vorsicht angebracht.

Plastikmüll

Plastikmüll ist von vornerein umweltschädlicher als Altpapier, und auch etwas stinkiger, weil er oft weniger sauber ist und dann halt irgendwann müffelt.
Plastikmüll wird dir leidenschaftlich zustimmen, dass Männer schlimm sind und sich zugleich von Männern abgrenzen, indem er aufzählt, an welchen Punkten er viel besser ist als Atommüll (s.u.). Plastikmüll merkt dabei nicht, dass er das Thema auf sich lenkt, sich in den Mittelpunkt stellt und von dir Lob erwartet, dass er sich ungefähr so nett verhält wie durchschnittliche Enbies und Frauen. Auf Altpapier blickt Plastikmüll oft herab. Er sieht von Papiertüten seine Existenz bedroht und basht diese als Hippie-Unsinn. Daher ist Plastikmüll auch mit etwas mehr Vorsicht zu genießen als Altpapier. Gut sein will er meist gar nicht, und da er nicht biologisch abbaubar ist, birgt er eine größere Gefahr, dir und anderen zu schaden, wenn er ignoriert wird (s. Plastikmüll im Meer). Aber auch aus ihm kann etwas Vernünftiges werden. Der Recyclingprozess ist aufwendiger und gefährlicher als der von Altpapier, weshalb du ihn keinesfalls allein bei dir zu Hause in der Küche durchführen solltest. Das kann sehr ungesund für dich werden.

Plastikmüll im Meer

Plastikmüll im Meer war so doll darauf bedacht, sich von Atommüll abzugrenzen, dass er nicht merkte, wie er sich Richtung Ozean bewegte und nun als Teil einer Müllinsel Schildkröten umbringt, Seevögel vergiftet und Fischen weh tut. Es ist mitunter schwer zu erkennen, ob du gerade gewöhnlichen Plastikmüll oder eine im Meer schwimmende Müllinsel vor dir hast.
Niemand mag Plastikmüll im Meer. Plastikmüll im Meer ist ein Problem, das bekannt ist, gegen das aber kaum etwas unternommen wird, weil er vielleicht doch gar nicht mal so schlimm ist und wir uns vielleicht besser auf Atommüll konzentrieren sollten.
Nur ein paar sehr motivierte Aktivist*innen bemühen sich, den Plastikmüll aus dem Meer zu fischen und einem sinnvollen Zweck (Recycling) oder einem weniger schädlichen Dasein (einsame Existenz auf der Mülldeponie) zuzuführen. Da dies ein aussichtsloser Kampf ist, enden diese Weltverbesserer*innen frustriert und ausgebrannt.
Also: Gegen Plastikmüll im Meer kannst du nichts tun. Versuche, ihn nicht zu essen (was mitunter schwierig ist, da kleinste Teilchen auch in deinem geliebten Algensalat sein können) und wenn du etwas dagegen tun willst, rette die Schildkröten, die in ihm eingeklemmt sind. Du kannst Symptome verringern, indem du denen hilfst, die unter Plastikmüll im Meer leiden, aber du kannst Plastikmüll im Meer nicht verhindern oder beenden.

Der Restmüll

Der Restmüll ist meist nicht sehr schädlich, bzw. schadet er dir nur passiv und nicht aktiv, da er sich nicht um dich und deine Probleme kümmert und sich einfach selbst bemitleidet, wie schlecht es ihm im Patriarchat geht. Deshalb muss er feministische Kämpfe auch nicht unterstützen, sondern sich nur um sich selbst drehen. Auf die Ansage, dass Männer Abfall sind, wird er vollkommen neutral reagieren, weil es ihm absolut gleichgültig ist, ob du gerade schlechte Gefühle hast und er weiß, dass ihm sowieso keine Gefahr droht, weil er dir so doll überlegen ist und du das auch weißt. Obacht! Restmüll kann Teile von Plastikmüll enthalten! Und eigentlich auch von allem anderen, denn wer trennt denn schon sorgsam Müll?
Es besteht Verwechslungsgefahr mit Altpapier und es kann sein, dass du deine Energie in ihn investierst in der Hoffnung, irgendwann eine Ausgabe der Missy in der Hand zu halten, was leider nie passieren wird. Bestenfalls können Restmüll und du eine friedliche Koexistenz führen. Es ist möglich, dass Restmüll für dich zum Problem wird, weil du ihn für Altpapier hältst und in deiner Küche stehen hast, während er sich in die nächste Kategorie verwandelt:

Die Restmülltonne im Sommer, die nur alle zwei Wochen geleert wird

Restmüll kann nicht nur sehr unangenehm und nervig werden, sondern sogar richtig stinkig. Zum Beispiel, wenn die Restmülltonne nur alle zwei Wochen geleert wird und es Sommer ist. So kann es sein, dass der Restmüll nicht einfach nur da ist, sondern dazu übergeht, dich zu belästigen mit seiner Ekelhaftigkeit, die daraus resultiert, dass er sich wichtiger nimmt als dich und deshalb in aller Ruhe vor sich hingammeln kann, ohne darüber nachzudenken, was das für andere bedeutet, denn seine Welt dreht sich nur um sich. Dadurch, dass er so lang in deiner Nähe existiert hat, denkt er, dass er ein Recht darauf hat, dich zu belästigen. Seiner Ansicht nach bist du ja auch selbst schuld, wenn du in einer Stadt wohnst, in der die Restmülltonnen nur alle zwei Wochen geleert werden. Die Restmülltonne bzw. deren Inhalt sieht sich in keinerlei Verantwortung und muss nichts tun, um weniger unangenehm zu sein. Vielleicht können dadurch auch gesundheitsgefährdende Stoffe entstehen, wie Botox, bspw. wenn du (oder irgendwer) Omis Konservendose, die seit 1948 im Keller stand, darein wirft (vgl. Giftmüll).

Giftmüll

Giftmüll wird dir nach deiner Aussage, dass Männer Abfall seien, ein schlechtes Gewissen einreden, weil du ihn ja damit verurteilst, dass du unter einer Vergiftung leidest. Dass Giftmüll Teil des Problems ist, merkt er nicht. Er vergiftet sich ja nicht selbst, weshalb es für ihn unvorstellbar ist, dass er Giftmüll ist. Allenfalls wird er verstrahlt und hat damit den wirklichen Schuldigen gefunden: Atommüll! Bestenfalls hält er sich, wenn er minimal selbstreflektiert ist, für Altpapier. Meist hält sich Giftmüll aber für ein Flugblatt, das du ganz lang halten, an dich drücken und mit ihm kuscheln sollst, weil es so nett ist, dich vor Atommüll zu warnen. Giftmüll wird dich, ohne mit der Wimper zu zucken, umbringen und sich dabei als das Opfer fühlen.
Wenn dir Giftmüll begegnet: Lauf weg! Rette dich!
Eventuell kannst du Verbündete vor Giftmüll warnen. Es ist aber gut möglich, dass du dann als Bösling darstehst, weil wir so an Giftmüll gewöhnt sind, dass er schwer zu erkennen ist und oft wie gewöhnlicher Restmüll aussieht. Viele wissen nicht, dass in der Konservendose, die seit 1948 in Omis Keller stand, Botox entstehen kann. Wenn du vor scheinbaren Restmüll warnst, denken Leute, dass du übertreibst. Daher musst du leider zusehen, wie er andere vergiftet.

Atommüll

Nur sehr sehr wenige Leute vertreten ernsthaft, dass Atommüll super ist. Alle sind sich darüber einig, dass er eigentlich nicht so gut ist. Dennoch finden wir die Energiegewinnung aus Atommüll irgendwie sinnvoller als Restmüll in Strom zu verwandeln, weil wir uns irgendwie nicht vorstellen können, dass das funktioniert.
Die meisten wissen, dass es keine gute Lösung gibt, Atommüll zu lagern. Er sollte möglichst weit weg von allen anderen untergebracht werden, um ihnen nicht zu schaden. Es gibt dennoch Hinweise darauf, dass wir Atommüll gar nicht so weit von uns wegbringen können, dass er nicht mehr schädlich ist. Dennoch denken einige über ihn, dass bei der Kosten-Nutzen-Rechnung irgendwie doch etwas Gutes bei ‘rumkommt, weshalb nicht nur der Atommüll, den wir jetzt schon haben und niemals loswerden werden, existiert, sondern auch immer neuer entsteht.
Atommüll ist die Schablone, an der aller anderer Abfall sein Verhalten misst und so betonen kann, wie gut er sei.
Atommüll reagiert auf die Aussage, dass Männer Abfall seien, indem er dir Gewalt wünscht oder dir diese androht, dich beleidigt, deine Eltern, Großeltern, Kinder, Enkelkinder, alle die vor und nach dir kamen und eigentlich generell alle, die kein Atommüll sind, aber besonders die, die gar kein Abfall sind, beschimpft. Dass alle Atommüll hassen, erklärt er sich (und auch allen anderen, egal, ob sie es hören wollen oder nicht) damit, dass aller anderen Abfall auf dem falschen Weg sei und der Atommüll die einzig wahre Erleuchtung habe. Wie der meiste Abfall ist sich Atommüll sicher, dass er alles richtig macht. Lediglich Altpapier hat das Potential, eigene Fehler zu erkennen.
Wir bilden uns gern ein, dass unser Atommüll gar nicht unserer ist, während wir zugleich unseren Atommüll ins Ausland transportieren wollen. So können wir uns einreden, dass es hier keinen Atommüll gebe, weil wir alle zutiefst verdorben sind. Unseren eigenen Atommüll deklarieren wir als Restmüll, damit wir ihn umarmen können, sodass er durch unsere Liebe geheilt wird und niemandem mehr schadet, weil das so funktioniert. Der Atommüll der anderen, welcher zu nicht unerheblichen Teilen unserer ist/war, verurteilen wir hingegen, weil dieser nicht zu retten sei.